Gesprächskonzert und Kunstausstellung
01. Dezember 2022
Kunstraum Niculescu
Programm:
Ignaz Schick Rof Oirt Rettimsnart (2022 UA)
Florian Bergmann Capriccio (2022 UA)
Benedikt Bindewald Neu gemischt (2022 UA)
Christian Manuel Zanon lembi scabrosi (2022 UA)
Makiko Nishikaze trans-formed for trio (2022 UA)
Als Gast: Nikolaus Schlierf (Bratsche)
Moderation: Patrick Klingenschmitt
Kunstausstellung von Christian Manuel Zanon

Die „musica aperta“ beleuchtet grafisch notierte Musik und musikalische Grafiken aus der Perspektive einer vielschichtigen Veranstaltung, die konzertante Aufführungen, eine Kunstausstellung und ein Künstlergespräch miteinander verbindet, welches Patrick Klingenschmitt moderiert. Das musikalische Programm besteht aus fünf Uraufführungen:
Ignaz Schick – „Neues Werk“
Schick’s Arbeiten als Komponist basieren auf einem von ihm selbst entwickelten theoretischen Konzept, das er in zwölf Kapiteln im „Book Of Music“ zusammen fasst. Alte Fotos, Graphiken, Zeichnungen oder mathematische Tabellen aus Büchern und Zeitschriften werden in visuelle Partituren collagiert oder direkt in musikalische Parameter übersetzt. So entstehen spielerische und spannende Verschiebungen, nicht selten überlässt Schick es den Interpreten selbst diese formell strukturierten Vorgaben mit ihrem eigenen Klangmaterial zum Leben zu erwecken, wobei eine klare übergeordnete Form das Material bindet.
Florian Bergmann – „Capriccio“
Das Stück ist in Form einer linearen grafischen Partitur notiert, welche den Rhythmus exakt determiniert, Tonhöhen und Klangfarben dagegen weitgehend der (spontanen) Entscheidung der Interpreten überlässt. Die Basis bildet ein von experimenteller Electronic Dance Music inspirierter, zyklischer Groove, der von den Spielern klanglich abstrahiert und transformiert wird. So ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen den äußerst verschiedenen Aufführungs- und Rezeptionspraktiken zeitgenössischer einerseits und beat-orientierter Musik andererseits, welches bei jeder Aufführung des Stückes neu verhandelt wird.
Benedikt Bindewald – „Neu gemischt“
Ständig werden wir neu gemischt. Der Algorithmus liest uns, mischt unsere Karten, und wirft uns das vor die Füße, was er in uns zu erkennen meint. Keiner weiß mehr so richtig, wo es langgeht, die Realität ist in zu viele Kleinteile zerhäckselt, um darin noch einen Faden oder eine Logik zu erkennen. Wir tanzen „for Reel“ nach der TakTik von irgendeiner Pfeife. Und doch ist da der eigene Lebensweg. Der eigene Faden, der uns führt, auch wenn wir ihn als verloren empfinden.
Christian Manuel Zanon – „lembi scabrosi“
Zanon macht keinen Hehl aus seiner Faszination für viele Aspekte der musikalischen Technik, der Komposition, der Natur des Klanges und der Bedeutung der Aufführung auf der Bühne. Selbst wenn sie sich nicht ausdrücklich auf die Musik beziehen, überschneiden sich die Grafik und die Poetik der Arbeiten Zanons – ebenso wie sein unentwegtes Nachdenken über den Begriff der Zeit – doch zweifelsfrei mit der musikalischen Sprache und viele seiner Werke inspirieren unmittelbar eine klangliche Übersetzung. Zanons Werke werden in doppelte Form präsent sein: Einerseits als in Musik übersetzte musikalische Grafiken, andererseits als visuelle Ausstellung der Bilder und der mit ihnen verknüpften Skulpturen.
Makiko Nishikaze – “trans-formed for trio”
Mit den Augen hören? Die Graphiknotation bietet Musikern die Möglichkeit, sich mit den Augen Klang und Aktion vorzustellen. Die Notation ist wie eine Landkarte, mit der das Ensemble gemeinsam navigieren und eine Raum-Klang-Situation schaffen kann. Die Komponistin begleitet diesen Prozess, um die endgültige Fassung zu bestimmen.
Gefördert von der initiative neue musik berlin